Drehmomentschlüssel: Der große Ratgeber
Lisa • 17.03.2021
Sicherheit und genaues Arbeiten haben Vorrang: Mit einem Drehmomentschlüssel montierst du Scheiben, Muttern, Bolzen und andere Befestigungselemente. Das sorgt für deutlich bessere Qualität und stabile Schraubverbindungen – beim Reifenwechsel oder an industriellen Anlagen. Soweit, so klar. Doch am Markt gibt es viele Schlüsseltypen. Welcher der richtige für dich ist? Hier erfährst du es.
Schrauben ja – aber bitte möglichst komfortabel: Als Profi weißt du, dass oft wenig Zeit bleibt. Viele Arbeitsschritte müssen effektiv und zugleich schnell, manchmal auch parallel, ablaufen. Eines deiner wichtigsten Hilfsmittel? Logisch, das ist der Drehmomentschlüssel. Überall da, wo Verschraubungen maximal fest und dauerhaft sicher gemacht werden müssen, erleichtert er dir den Alltag. Ob in der Autoindustrie, im Maschinenbau oder bei Reparaturen an sensiblen Elektroanlagen: Je nach Einsatzbereich stellen sich an Drehmomentschlüssel verschiedenste Anforderungen. Welches Werkzeug reicht aus, welches ist Pflicht für dich, worauf solltest du Acht geben? Hier kommt ein kleiner Überblick.
Grundlagenwissen: Wozu ein Drehmomentschlüssel?
Vereinfacht gesagt stellen Drehmomentschlüssel, gemeinhin bekannt als Nussknacker oder Kraftschlüssel, von Hand geführte Schraubwerkzeuge dar. Mithilfe eines vorher exakt festgelegten Drehmomentes zieht man mit dem Schlüssel die gewünschten Befestigungsteile – zum Beispiel Schrauben – genau so weit an, dass die maximale Stabilität gewährleistet wird. Noch einfacher gesagt: Damit die Sache ordentlich hält! Das ist aber noch nicht alles: Der Drehmomentbereich wird in Newtonmeter angegeben, kurz Nm. Der richtige Drehmoment stellt sicher, dass empfindliche mechanische oder elektronische Bauteile keinen Schaden nehmen – du also beim Anziehen mit ihnen fachgemäß und vorsichtig umgehst.
Vorab: Die angegebene Schlüsselgröße bezieht sich allgemein auf den Antrieb des Knackschlüssels. Üblich sind hierbei Größen von 1/2 Zoll beziehungsweise 12,5 mm, 1/4 Zoll oder auch 6,3 mm, aber auch 3/8 Zoll oder 10 mm. Von der Wahl des Schlüssel hängt ab, welche Schlüsselaufsätze und Stecknüsse passen. Das ist bei allen Modellen im Grund ähnlich.
Drehmomentschlüssel: Typen im Überblick
Lass uns den Dschungel der Kraftschlüssel für dich ein wenig lichten: Grundsätzlich gibt es drei Typen an Drehmomentschlüsseln – als mechanische, elektronische und mechatronische Ausführungen. Je präziser und komfortabler sie für dich messen sollen, umso technisch ausgeklügelter sind sie in der Regel auch. Im Contorion Online-Shop findest du eine breite Auswahl von Marken wie Gedore, HAZET oder Stahlwille. Doch schauen wir uns die Schlüssel der Reihe nach an …
Mechanische Drehmomentschlüssel: die einfachste Form
Einfacher geht’s kaum: Nur mit mechanischer Skala und Messuhr ausgestattet, zeigt dir diese Schlüsselart den aktuellen Anzugswert. Bedeutet: Du ziehst solange fest, bis du den Wunschwert des Drehmomentes erreichst – dann stoppst du die Kraftübertragung. Wie bei anderen Kraftschlüssel auch, sind für den optimalen Drehmoment Werte von zum Beispiel 40 bis 200 Nm, 20 bis 120 Nm oder 5 bis 30 Nm üblich. Natürlich sind auch Werte weit darüber möglich. Und klar, beim Reparieren von Fahrrädern brauchst du einen anderen Nm-Bereich als bei geringfügigen Montagen an technischen Anlagen.
Das Arbeiten mit einem mechanischen Drehmomentschlüssel ist wirklich einfach, weshalb jeder Handwerker damit sofort umgehen kann. Für grundlegende Tätigkeiten ohne extrem genaue Messergebnisse reicht der mechanische Drehmomentschlüssel daher gut aus.
Auslösende Knackschlüssel: mechanisch, mit Sound
Eine mechanische Schlüssel-Variante verkörpert der auslösende Knackschlüssel. Du stellst vorab also auch hier einen Sollwert ein. Ist dieser erreicht, ertönt in der Schlüsselknarre ein spürbares Knack-Geräusch. Je nach Modell kann das aber auch eine optische Anzeige oder eine kurze Vibration sein. Welcher Knackschlüssel der richtige für dich ist, kommt auf den Verwendungszweck an. Wichtig ist stets: Du musst den Drehmoment immer selbst stoppen. Verfehlst du ihn, nimmt dein Werkzeug Schaden.
Generell kann man sagen: Auslösende Schlüssel sind etwas genauer als gänzlich einfache Modelle und eignet sich für den Einsatz in Metallbetrieben genauso wie in Kfz-Werkstätten.
Abknickende Knickschlüssel: etwas mehr Sicherheit
Für eine maximal mögliche Klemmkraft zwischen deinen Bauteilen muss immer der richtige Drehmoment erreicht sein. Um das zu schaffen, gibt es verschiedene Herangehensweisen. Beim Knickschlüssel ist der Name gewissermaßen Programm. Ist der ideale Moment erreicht, knickt der Schlüsselkopf bewusst am Drehpunkt ein. Das birgt Schäden effektiv vor, denn mehr Kraft kann so nicht mehr einwirken. Was du hier allerdings im Sinne genauer Messwerte bedenken musst: Du solltest dieses Montagewerkzeug immer von der Griffmitte aus steuern. Knickschlüssel sind super bei allen Profi-Montagen und fachgerechten Reparaturen rund um Fahrzeuge, denn sie messen ebenso zuverlässig und genau.
Slipper: mit mechanischem Schlupf
Nein, mit Slippern sind keine Arbeits- oder Freizeitschuhe gemeint. Spaß beiseite: Der Slipper meint viel mehr eine Sonderform des mechanischen Drehmomentschlüssels. Mithilfe eines durchrutschenden Auslösemechanismus verhindert das Werkzeug ein ungewolltes Überziehen – sobald das Drehmoment erreicht ist. Das beugt dem Überziehen zuverlässig vor, während du genaue Messergebnisse erzielst.
Profi-Handwerkern ist dieses Werkzeug fast immer zu empfehlen. Es arbeitet professionell genug, um wichtige Arbeiten gut durchzuführen, besonders in der Feinmechanik und Elektrotechnik.
Elektronische Drehmomentschlüssel: messgenau und komfortabel
Die zweite große Gruppe stellen Drehmomentschlüssel mit elektronischer Steuerung dar. Sie funktionieren etwas anders als die genannten Vorgänger: Digitale Modelle zeigen durch ein optisches oder akustisches Signal an, wann der voreingestellte Wert erreicht ist. Auch bei diesen Geräten muss du die Krafteinwirkung selbständig stoppen.
Elektronische Drehmomentschlüssel: mit PC-Anschluss
Im direkten Vergleich zu mechanischen Drehmomentschlüsseln messen die elektronischen für dich nochmal genauer. Auch sie piepen, wenn der Soll-Drehmoment erreicht ist. Sie können aber mit noch mehr Extras auftrumpfen: Überaus angenehm ist, dass du Grenzwerte für das Schrauben und den Drehmoment direkt über eine Anzeige einprogrammieren, speichern und aktuelle Soll- und Zielwerte ablesen kannst. Das machst du einfach über ein Bedienfeld im Griff. Einmal mit dem Computer verbunden, kannst du die Messresultate dann auslesen, ausdrucken und so Tag für Tag dokumentieren.
Elektronische Drehmomentschlüssel sind für professionelle Feinarbeiten mit sehr hoher Genauigkeit gedacht. In Fertigungs- und Entwicklungsbereichen sind sie unverzichtbar. Zwar sind sie mit etwas höheren Investitionen verbunden, doch der Funktionsumfang ist zugleich höher. Hier findest du in unserem Online-Shop passende Modelle.
Elektronische Drehmomentdrehwinkelschlüssel: höchst präzise, dank Gyroskop
Darf es noch etwas mehr sein? Zusätzlich zur Anzugsmoment-Messung überzeugen digitale Drehmomentdrehwinkelschlüssel mit einem Winkelsensor. Damit kannst du auch den Schwellenwert eines definierten Drehwinkels bestimmen. Das führt zu extrem präzisen Messergebnissen, die speziell für den Profibereich wichtig sind. Ansonsten hat ein solches Modell auch alle Funktionen anderer elektronischer Kraftschlüssel.
Mechatronische Drehmomentschlüssel: die Mischung macht’s
Die dritte Hauptgruppe stellen mechatronische Drehmomentschlüssel dar. Was sie können? Im Grund sind sie ein Hybrid aus mechanischem und elektronischem Werkzeug: Der Drehmoment wird von diesen Kraftschlüssel auf zweifache Weise gemessen. So gibt das Gerät ein hörbares, spürbares oder sichtbares Signal beim Sollwert aus. Zudem kannst du die Messdaten zur Dokumentation an den PC übermitteln. Vor allem in Fabriken und in der Industrie sind solche mechatronischen Schlüssel wichtig.
Warum Drehmomentschlüssel regelmäßig kalibrieren und warten?
Ob auf bestimmten Baustellen oder in Produktionsanlagen: Überall da, wo sehr hohe Genauigkeit das A und O ist, sind kalibrierte Drehmomentschlüssel ein Muss. Allein schon aus Sicherheitsgründen! Zwar sind die meisten Nussknacker – mechanische, elektronische wie auch mechatronische Ausführungen – von Werk aus so eingestellt, dass sie sofort die richtigen Anzugsdrehmomente bestimmen. Doch mit zunehmendem Verschleiß und bei Dauernutzung ändert sich das.
Fazit: Drehmomentschlüssel und Zubehör nach Bedarf wählen
Jetzt hast du die wichtigsten Unterschiede kennengelernt. Alle drei Nussknacker-Typen dienen als Werkzeuge zum hochgenauen Schrauben und Festzurren von beispielsweise Muttern und Schrauben. Der Markt ist voll von ihnen – in allen nur denkbaren Qualitäten, von einfach und günstig bis hin zu komplex, mit vielen High-Tech-Funktionen. Zudem kannst du Kraftschlüssel einzeln als auch im praktischen Set erwerben. Hinzu kommt die Vielfalt an Zubehörteilen: Denn neben dem bloßen Werkzeuggriff selbst solltest du für vielfältige Einsatzbereiche auch an unterschiedliche Einsteckwerkzeuge für die Vierkantaufnahme denken. Alles klar?
Allgemein gilt: Je weniger Ansprüche du hast, umso schlichter darf dieses Werkzeug sein. Einfache Kfz-Arbeiten für Einsteiger erfordern meist weniger Präzision als hochsensible Arbeitsbereiche an bestimmten Metallkonstruktionen, etwa im Flugzeugbau. Empfindliche Werkstoffe brauchen hingegen Drehmomentschlüssel, die wirklich differenziert messen.