So findest du den passsenden Schutzhelm für die Baustelle
Redaktionsteam • 22.11.2024
Einen Schutzhelm zu tragen, ist auf Baustellen nicht nur dringend empfohlen, sondern auch Pflicht. Und das nicht ohne Grund. Denn: Pro Jahr zählt die Unfallstatistik der Bauwirtschaft mehr als 100.000 meldepflichtige Arbeitsunfälle – viele davon sind Kopfverletzungen. Ein guter und perfekt sitzender Schutzhelm hilft, bei Unfällen am Bau schwerste oder im schlimmsten Fall tödliche Kopfverletzungen zu vermeiden. Für eine optimale Schutzwirkung des Helms muss dieser jedoch den Anforderungen der jeweiligen Tätigkeit gerecht werden und sich in einem einwandfreien Zustand befinden. Nicht zu vergessen: Er muss auch ordnungsgemäß getragen werden. Erfahre hier unter anderem, welcher Schutzhelm sich für welchen Arbeitseinsatz eignen, wann sie Pflicht sind und wie lange sie eingesetzt werden dürfen.
Inhaltsverzeichnis
- Wann gilt die Helmpflicht?
- Helmarten: Welche verschiedenen Schutzhelme sind erhältlich?
- Schutzhelme nach EN 397
- Schutzhelme nach EN 14052
- Schutzhelme nach EN 12492
- Helmschalen-Material: Thermoplaste versus Duroplaste
- Haltbarkeit: Wann sollten Schutzhelme ausgetauscht werden?
- Worauf du beim Kauf eines Schutzhelms generell achten solltest
- Hier direkt mal eine kleine Auswahl unserer verfügbaren Schutzhelme
Wann gilt die Helmpflicht?
Eins schon vorweg: Gerade auf dem Bau drohen verschiedene Gefahren, bei denen ein Schutzhelm die Wucht des Aufpralls oder Stoßes vermindert und so schnell Leben retten kann. Zu den Gefahren zählen zum Beispiel herabfallende, pendelnde oder umfallende Gegenstände genauso wie das Stoßen an harten oder scharfkantigen Gegenständen. Laut Gesetz gibt es keine generelle Pflicht für einen Schutzhelm auf der Baustelle. Stattdessen legt dies der Arbeitgeber fest. Er muss im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung nach §§4 und 5 des Arbeitsschutzgesetzes mögliche Gefahren ermitteln und entsprechende Schutzmaßnahmen umsetzen. Von Baugerüsten über Kräne bis hin zu Abbrucharbeiten: In der Regel sind Gefährdungen zahlreich vorhanden auf einer Baustelle und der Arbeitgeber spricht häufig eine Helmpflicht aus. Das gilt unter anderem für Tätigkeiten wie diese:
- Hoch-, Tief- und Straßenbauarbeiten
- Abbruch- und Umbauarbeiten
- Montagearbeiten im Maschinen-, Stahl- und Holzbau
- Arbeiten im Bereich von Kränen, Aufzügen oder Fördermitteln
- Rohrleitungsarbeiten und Kanalarbeiten
- Arbeiten über Kopf
Konkret bedeutet dies: Besteht die Helmpflicht beziehungsweise hast du sie als Arbeitgeber festgelegt, bist du dazu verpflichtet, Mitarbeitern geeignete Schutzhelme zur Verfügung zu stellen. Und nach § 15 Absatz 2 des Arbeitsschutzgesetzes sind die Beschäftigten auch verpflichtet, die persönliche Schutzausrüstung bestimmungsgemäß zu verwenden.
Helmarten: Welche verschiedenen Schutzhelme sind erhältlich?
Je nach Tätigkeit und entsprechender Gefährdungsbeurteilung des jeweiligen Arbeitsplatzes kommen auf Baustellen drei Arten von Schutzhelmen zum Einsatz. Sie sind nach den DIN-Normen EN 397, EN 14052 und 12492 zertifiziert und wir haben sie in der folgenden Liste gegenübergestellt.
EN 397
- Mechanische Stöße
- Elektrische Risiken
- Stangulation (reduziertes Risiko)
- Flüssige Metallspritzer
- Seitliche Verformung
- Niedrige Temperaturen
EN 14052
- Mechanische Stöße
- Elektrische Risiken
- Stangulation (reduziertes Risiko)
- Flüssige Metallspritzer
- Seitliche Verformung
- Niedrige Temperaturen
- Zusätzliche schutzeinrichtung
En 12492
- Mechanische Stöße
- Zusätzliche Belüftung
- Verlust des Helms (reduziertes Risiko)
Schutzhelme nach EN 397
Industrieschutzhelme nach der DIN-Norm EN 397 zählen zu den gängigsten Schutzhelmen für den Bau und produzierendes Gewerbe. Sie bieten einen ausreichenden Schutz für die meisten Tätigkeiten auf Baustellen, denn sie erfüllen die Grundanforderungen an Stoßdämpfung, Durchdringungsfestigkeit und Brennverhalten. Hier gibt die Gefährdungsanalyse Aufschluss darüber, ob ein Helm nach DIN EN 397 die richtige Wahl ist und ob auf einen besonderen Schutz bei den Helmen geachtet werden muss. Verschiedene Kennzeichnungen geben bei Industrieschutzhelmen nach EN 397 darüber Aufschluss, ob sie über zusätzlichen Schutz verfügen. Die Kennzeichnungen lauten wie folgt:
- -20°C oder -30°C: Einsatz bei sehr niedrigen Temperaturen
- +150°C: Einsatz bei sehr hohen Temperaturen
- 440 Vac: Gefährdung gegen kurzfristigen Kontakt mit Wechselspannung bis 440 V
- MM: Gefährdung durch Spritzer von geschmolzenem Metall
- LD: Gefährdung durch seitliche Beanspruchung
Schutzhelme nach EN 14052
Besteht ein überdurchschnittlichesVerletzungsrisiko auf der Baustelle, sollten sogenannte Hochleistungs-Industrieschutzhelme nach DINEN14052 eingesetzt werden. Sie bieten neben einem erhöhtem Schutz gegen Stöße und einer erhöhten Durchdringungsfestigkeit oft zugleich Vorteile in puncto Ergonomie und Komfort und sind zudem mit zusätzlichen Schutzeinrichtungen wie zum Beispiel integrierten Klappvisieren versehen.
Im Vergleich zu Helmen der Norm DIN EN 397, für die eine Stoßdämpfung und Durchdringungsfestigkeit nur für den Scheitelbereich garantiert werden kann, bietet der Hochleistungs-Industrieschutzhelm außerdem einen sicheren Schutz vor einem seitlichen Aufprall von Lasten. Mit Blick auf Anforderungen an die mechanische Festigkeit des Helmes bei Strahlungswärme musst du beim Helmkauf auf die Angaben des Herstellers achten.
Schutzhelme nach EN 12492
Die dritte Variante an Schutzhelmen sind Kletter- oder Bergsteigerhelme nach EN 12492. Sie kommen bei Höhenarbeiten in Frage. Dieser Kopfschutz ist in der Regel leicht, gut belüftet und bietet Schutz vor Stößen, herabfallendenGegenständen und Aufprall. Ideal für Höhenarbeiten ist, dass die Sicht nach oben wenig eingeschränkt wird. Zudem sichert die optimierteKinnbefestigung, dass der Helm auch bei Stürzen sicher auf dem Kopf sitzt. Eben diese doppelt so hohe Haltekraft des Kinnriemens (500 N, bei EN 397: 250 N) kann jedoch auch ein Nachteil sein, da sie im Ernstfall zu einer Strangulation führen kann.
Wichtig zu wissen: Im Gegensatz zu den eben aufgeführten Industriehelmen bieten viele Modelle dieser DIN-Norm keinen ausreichenden Schutz vor elektrischen Gefährdungen, flüssigen Metallen und seitlichen Verformungen.
Helmschalen-Material: Thermoplaste versus Duroplaste
Auch ein Blick auf das Material ist wichtig. Industrieschutzhelme werden entweder aus thermoplastischen oder aus duroplastischen Kunststoffen hergestellt. Je nach Einsatzgebiet hat das jeweilige Material Vor- und Nachteile. Wir haben die Unterschiede für dich gegenübergestellt:
Helme aus thermoplastischen Kunststoffen
- geeignet für kalte Temperaturen
- bruchsicher bei Temperaturen von bis zu minus 40°
- nicht geeignet für Arbeiten bei großer Hitze
- Schutz kann bereits bei ca. +70°C nicht mehr gegeben sein (abhängig vom verwendeten Kunststoff)
- Einsatzgebiete: Bauhauptgewerbe, Montage, mechanische Werkstätten
- Haltbarkeit: 4 Jahre
- Kürzel für thermoplastischen Kunststoff: PE, PP, PP-GF, PC, PC-GF, ABS
Helme aus duroplastischen Kunststoffen
- sind extrem hitzebeständig
- formbeständig bis ca. +500°C
- resistent gegen viele chemische Einflüsse
- ideal für den Einsatz bei sehr hohen Temperaturen
- nicht geeignet für den Einsatz bei kalten Temperaturen
- Einsatzgebiete: Metallverarbeitung, Metallerzeugung, Werften
- Haltbarkeit: 8 Jahre
- Kürzel für duroplastischen Kunststoff: PF-SF, UP-GF
Haltbarkeit: Wann sollten Schutzhelme ausgetauscht werden?
Schutzhelme verschleißen und müssen entsprechend in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden. Wie lange ein Schutzhelm getragen werden kann, hängt dabei stark vom Material ab. Hier ein paar Anhaltspunkte:
- Schutzhelme aus thermoplastischen Kunststoffen altern in Abhängigkeit von Witterungseinflüssen, UV-Strahlung und Luftverunreinigungen schneller und sollten nach maximal vierJahren ausgetauscht werden.
- Schutzhelme aus duroplastischen Kunststoffen weisen hingegen eine doppelt so lange Gebrauchsdauer auf. Sie sollten nicht länger als acht Jahre genutzt werden.
- Für Helme, die durch Stöße beschädigt wurden oder anderweitige Mängel aufweisen, gilt: Sie müssen sofort ausgetauscht werden
Tipp: Führe den Knacktest durch!
Mit Hilfe des Knacktestes kannst du überprüfen, ob eine Helmschale aus thermoplastischem Kunststoff bereits versprödet ist und ob sie dementsprechend ausgetauscht werden muss. Beachte dabei, dass dieser Test bei glasfaserverstärkten Helmen nicht angewendet werden kann.
So funktioniert’s: Die Helmschale seitlich mit den Händenleicht eindrücken bzw. den Schirm verbiegen. Entsteht ein Knister- oder Knackgeräusch, muss der Helm sofortausgetauscht werden.
Worauf du beim Kauf eines Schutzhelms generell achten solltest
- Industrieschutzhelme müssen immer über eine deutlich sichtbare CE-Kennzeichnung verfügen, außerdem über die Angabe des Herstellungsdatums, des Herstellernamens, der DIN-Norm, der Spannweite und dem Kürzel für das Material. In der Regel findest du die Angaben am Innenrand des Helm-Schirms.
- Für Bauhelme, die einen zusätzlichen Schutz vor Strahlungswärme bieten, gilt: Sie müssen die vierstellige Kennnummer der Prüfstelle angeben, die regelmäßig die Produktion überwacht.
- Hochwertige Helme bieten für mehr Tragekomfort längenverstellbare Kopfbänder, die über Verstellrädchen individuell angepasst werden können. Wählen kannst du zudem zwischen Helmen mit umlaufendem Rand, mit Schirm oder mit heruntergezogenem Nackenteil.
- Hinsichtlich Tragekomfort bieten viele Hersteller neben wärmenden Schutzstoffen, die bei Kälte in die Helme integriert werden können, auch die Möglichkeit für eine einfache Kombination mit Gehörschützern oder Schutzbrillen an.
- Setz beim Kauf am besten auf Schutzhelme mit breiten Einstellungsbereichen. Das hat den Vorteil, dass nicht für jeden Mitarbeiter eine andere Helmgröße bestellt werden muss. Und auch im Falle eines Austausches liegt so stets der passende Helm bereits parat.
Hiermit solltest du gut gerüstet sein Schuztzhelme für dich und dein Team zu kaufen. Denke daran die Helme regelmäßig zu testen, nicht über die empfohlene Haltbarkeit zu verwenden und nach Unfällen auszutauschen.