Vorstecher
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Eines der ältesten Werkzeuge überhaupt - der Vorstecher
Eine Stelle markieren, in die man ein Loch zu bohren beabsichtigt? Weiches Material vorbereiten, um den anzusetzenden Bohrer nicht abrutschen zu lassen? Noch weicheres Material auch gleich ganz durchstechen? Für all das können Sie den Vorstecher einsetzen.
Der Vorstecher in (vorbereitender) Aktion
Mit diesem Werkzeug werden seltener Arbeiten vervollständigt, als vielmehr begonnen. Es dient klar der Vorbereitung anderer Arbeitsschritte, die tiefer ‚in medias res‘ eindringen. In Holzoberflächen oder Kunststoff sorgt man mit dem Vorstecher für eine Punktierung, die wenig mehr über den Charakter einer Markierung hinauslangt. Die Spitze soll nicht tief eindringen, aber wenn sie dem anzusetzenden Bohrer durch die kleine Kuhle einen Halt gibt und dieser nicht so leicht abrutscht oder beim anfänglichen Bohren abwandert, ist das natürlich auch nicht verkehrt sondern willkommen. Manche Stecher haben eine Stahlkappe hinten am Griff, was anzeigt, dass man dort auch leichte Schläge mit dem Hammer vollführen kann, ohne das Vorstech-Werkzeug gleich zu ruinieren. Verzichten Sie bei solchen Versionen, deren Griff aus Kunststoff besteht und keine Metallkappe hat, dagegen auf den supportierenden Schlag, wenn Sie den Griff nicht aufs Spiel setzen wollen. Ansonsten muss man sich auf den auflastenden Andruck per Hand verlassen. Wo es erforderlich ist, eine Vorbohrung für Holzschrauben vorzunehmen (um das Aufspalten des Holzes durch die eindringende Schraube zu verhindern), ersetzt der Stecher die Bohrung nicht, er kennzeichnet höchstens die Position für die Holzschraube bzw ihre Vorbohrung. Wenn man das Werkzeug zum Anritzen über eine Fläche führt statt örtlich zu punktieren, spricht man vom Anreißen. Man unterscheidet zwischen Vorstechern mit runder Spitze und solcher mit eckig zulaufender Spitze, das erzeugt unterschiedliche Eindrücke im Material - eine runde Kuhle oder eine quadratische Einbuchtung. Während die runde Kante eher Material verdrängt, vermögen die eckigen Kanten leicht einzuschneiden. Ist das Material weich genug, spricht nichts dagegen, mit dem Vorstecher auch ganz hindurchzudringen, etwa durch Pappe, dünnen Gipskarton oder Stoff. Gerade das Modell mit den eckigen Kanten an der Spitze unterstützt das Durchdringen durch eine abschabende Wirkung dieser Kanten, wenn man beim Stechen über den Griff drehende Bewegungen ausführt.
Verwandte des Vorstechers
Annähernd baugleich zum Stecher sind Werkzeuge, die berufsbedingt andere Namen tragen: die Ahle, der Ort, Spleiß, Prim oder Pfriem. Sie sind gebräuchlich im Schuhmacher- und Sattlerhandwerk, auch in der Schneiderei und in den Händen von Korbmachern und Seilmachern, wenigstens historisch. Hier geht es weniger darum anzureißen und künftige Löcher vorzumarkieren, sondern konkret zu durchstechen oder Löcher zu erweitern. Das ändert aber nichts an der grundsätzlich gleichen Beschaffenheit der Spitze. Als Ahle ist der Vorstecher ein uraltes Werkzeug, das schon bei Neanderthalern aus Knochen gefertigt verwendet wurde, wie Funde aufzeigen.